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Krieg Amerikaner wollen Kameraden, die am 7. Mai 1945 ums Leben kamen, endlich nach Hause holen Augenzeuge Scheidweiler erinnert sich
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
M Urmitz/Engers. Wir holen euch zurќck egal, wann und wie. Dieses Versprechen hat die US-Regierung ihren Soldaten gegeben, erklфrt Nicholas Deeb. Und wegen dieses Versprechens sitzt er jetzt nicht in seinem Bќro in Pearl Harbour auf Hawaii, sondern steht in Engers unter der Urmitzer Rheinbrќcke. Denn dort sucht er nach den мberresten der Opfer eines Flugzeugabsturzes der sich vor fast 70 Jahren ereignet hat. Wir suchen, bis sie zu Hause sind. Das ist unsere Aufgabe, koste es, was es wolle, unterstreicht er.
Deeb ist dabei nicht allein, sondern gehіrt zu einem vierkіpfigen US-Team, dem mit Nevin Umble ein weiterer Militфr sowie die beiden Historiker Robyn Rodriguez und Poul Erik Graversen angehіren. Sie spќren in aller Welt US-Soldaten nach und suchen noch bis Ende August in Engers und an sieben weiteren Stellen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nach мberresten aus dem Zweiten Weltkrieg.
Sollten sie genќgend Hinweise finden, die auf mіgliche Fundorte der Leichen hinweisen und mit ihren Erkenntnissen auch eine unabhфngige Kommission in der Heimat ќberzeugen, dann schicken die Amerikaner in einigen Monaten ein Grabungsteam nach Engers.
Die US-Forscher Robyn Rodriguez, Nicholas Deeb, Poul Erik Graversen und Nevin Umble beim Ortstermin in Engers an der Urmitzer Rheinbrќcke mit Ex-Ortsvorsteher Richard Erben (2. von links) und мbersetzer Jіrg Dietsche (3. von links). Hier stќrzte der Bomber 1945 vermutlich ab.Foto: Ulf Steffenfauseweh
Doch wie wahrscheinlich ist das? Wir sind relativ sicher, dass es irgendwo hier ist, sagt Rodriguez im Gesprфch mit der RZ und erklфrt, dass es um den Absturz eines US-Bombers am 7. Mai 1945 also am offiziell letzten Kriegstag geht. Bei der Katastrophe starben alle 19 Insassen. Sechs von ihnen wurden relativ zeitnah gefunden, in die USA ќberfќhrt und dort begraben. Die anderen 13 gelten bis heute als vermisst. Die Amerikaner hoffen nun, sie mithilfe neuer Technologie endlich zu finden.
Doch trotz Hightech sind sie auf Hilfe aus der hiesigen Bevіlkerung angewiesen. Wer kann sich erinnern? Wem hat Vater oder Groпvater etwas erzфhlt? Wer hat schon einmal irgendetwas gefunden? Die Forscher sind fќr jeden Hinweis dankbar und betonen nachdrќcklich, dass niemand befќrchten mќsse, sie wќrden Ansprќche auf mіgliche Fundstќcke erheben. Wir wollen uns das nur ansehen, vielleicht ein Foto davon machen und vor allem mit den Menschen reden. Aber sie dќrfen ihre Sachen auf jeden Fall behalten, versichert Graversen.
Daher bitten sie Zeitzeugen, sich bei ihnen zu melden. So wie beispielsweise den Engerser Werner Scheidweiler, den ihnen Ex-Ortsvorsteher Richard Erben vermittelt hat. Er kann sich lebhaft an den Vorfall dieses 7. Mai 1945 erinnern, wie er auch im Gesprфch mit der RZ bewies. Denn damals war er 13 Jahre alt und spielte mit seinen Schulkameraden am Rheinufer. Mit Munition aus MG-Gurten wollten die Jungen bunte Flammen erzeugen, was eine gewisse Konzentration erforderte. Und deshalb achteten sie zunфchst gar nicht groп auf die US-Soldaten, die den Sieg der Alliierten ќber Deutschland feierten: Denn nicht nur Engers war sicher in US-Hand, einen Tag vor der offiziellen Kapitulation herrschte auch bereits Waffenstillstand. Der Krieg war gewonnen.
Sie waren wohl ein wenig ќbermќtig und haben in der Luft Kunststќckchen vollfќhrt, weiп Scheidweiler und spricht von Touristenflќgen. Deshalb hфtten in dem viermotorigen Liberator B-15-Bomber auch mehr Menschen als die ќbliche Besatzung gesessen.
Das jedoch wurde den Soldaten nicht zum Verhфngnis, sondern eine Telefonleitung, die auf Anweisung von General Eisenhower hіchstpersіnlich ќber den Rhein gespannt war. Die hatte der Pilot bei seinem Tiefflug scheinbar ќbersehen. Jedenfalls verfing sich die Maschine darin, geriet auпer Kontrolle und krachte in die мberreste der eingestќrzten Rheinbrќcke. Da habe ich mein erstes Rhein in Flammen gesehen, scherzt Scheidweiler heute, 69 Jahre, mit einer guten Prise Sarkasmus.
Ernsthaft erzфhlt er dann weiter, dass er zunфchst nur ein Brummen gehіrt habe, dann eine riesige Explosion und eine Feuerwalze, die auf ihn und seine Freunde zurollte. Der Bomber ist hinter dem ersten Pfeiler, also 100 bis 200 Meter vor uns, fіrmlich in die Brќckenreste reingeknallt. Wir waren so geschockt, dass wir im ersten Moment starr wie das Karnickel vor der Schlange waren, erinnert sich der Engerser. Erst als die Flammen bis ans Ufer kamen, ergriffen die Jungen die Flucht, rannten die Bіschung hoch und brachten sich im dortigen Schќtzengraben in Sicherheit. Das war selbst in diesen Zeiten schon eine auпergewіhnliche Geschichte. Und fast wфre der erste Friedenstag auch mein Todestag geworden, sagt er.
Er wurde es fќr ihn glќcklicherweise nicht. Wohl aber fќr die 19 Amerikaner, von denen 13 noch immer vermisst werden und denen die US-Regierung etwas schuldet: Die Einlіsung eines alten Versprechens, wegen dem vier US-Forscher jetzt in Engers sind.
Z Die US-Forscher sind fќr jeden Hinweis dankbar. Wer Sie kontaktieren mіchte, kann ihnen gern auf Deutsch eine E-Mail schreiben an poul.e.graversen. HYPERLINK "mailto:civ@mail.mil" civ@mail.mil. Robyn Rodriguez, die etwas Deutsch spricht, in der Regel den Hіrer aber auch an Dolmetscher Jіrg Dietsche weiterreichen kann, ist auch telefonisch erreichbar unter 01520/707 31 75.
RZ Bad Neuenahr-Ahrw. vom Montag, 11. August 2014, Seite 26 (0 Views)
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